Schlucht Tal
Von Trondheim nach Oslo

Auf der E6 von Trondheim kommend südwärts herrscht reger Verkehr. Gut, ist die Strasse genügend breit und übersichtlich, so dass mich die anderen Verkehrsteilnehmer gut überholen können.
Wir haben am Morgen mit dem Zug aus Bodö kommend Trondheim erreicht, die 13 km bis zum Zeltplatz mit den Velos zurück gelegt und wir waren froh, unsere APE in bester Ordnung an zu treffen. Duschen, umpacken, einkaufen, der Tag verging schnell und so brachte uns die APE gerade richtig fürs Abendessen wieder nach Trondheim zurück.
Nach der beinahe schlaflosen Nacht im Zug war es unsere Idee, nur gerade ein paar Kilometer zu fahren bis zum ersten geeigneten Übernachtungsplatz. Schlussendlich ist es dann doch Mitternacht geworden bis wir uns aufs Ohr legen konnten.
Langweilig, lohnt sich nicht, sagten Norweger über den Osten ihres Landes und so dachten wir, wohl recht schnell in Oslo zu sein. Gewiss sind die Naturschönheiten des Ostens nicht so spektakulär wie im Westen. Aber die saftigen Täler, grünen Hügel und Berge haben auch ihren Reiz. Ein Pilgerweg aus dem Mittelalter von Oslo nach Trondheim ist in seiner ganzen Länge noch begehbar und verläuft parallel zu unserer Strecke. So stellen wir die APE öfters mal hin und wandern auf diesem alten Pfad und kehren per Autostopp wieder zu unserem Fahrzeug zurück.
Wanderung
Einer der schönsten Teile dieses Weges nennt man den Kongeveien (Königsweg). Zuerst verpassen wir den "oberen" Einstieg zum Weg und - angelangt beim "unteren" Einstieg regnet es. Ich habe keine grosse Lust durch den Regen zu gehen, aber Renata motiviert mich und als das Picknick gegessen ist und die Bergschuhe gut sitzen, sind auch die letzten Tropfen gefallen. Der Weg ist breit und holprig. Man kann sich vorstellen, wie die reicheren Pilger - sogar diverse Könige - in ihren Kutschen durchgeschüttelt wurden. Da hätte ich das Los eines normalen Pilgers, der zu Fuss unterwegs war, vorgezogen. Je höher wir steigen, desto flacher und weiter wird die Landschaft. Die Wiesen sind mit einem hellgrünen manchmal fast weissen Moos überzogen. Niemand sonst ist unterwegs, weder Könige noch sonstige Wanderer oder Pilger. Aber leider auch keine Rentiere oder Moschussochsen. Nur ein paar Vögel zwitschern uns zu.
Tal Als wir uns der Passhöhe nähern, hören wir seltsame Laute, Mönchsgesang, ähnlich einem Gregorianischen Chor. Wenig später sehen wir ihn dann auch: Es gibt sie also doch noch, die Pilger. Versammelt um eine Wegmarkierung singt eine Gruppe von 20 Personen Kirchenlieder.
Das Warten, um mit Autostopp zurück zum Ausgangspunkt Tofte, südöstlich von Dombas zu gelangen, gestaltet sich dann unangenehmer. Die Strasse ist nass und wir haben keinen Platz, um auszuweichen, wenn ein Lastwagen, seine Nieselregenfahne hinter sich her wehend, an uns vorbeibraust. Schlussendlich werden wir dann doch noch mitgenommen und sogar bis zu unserer APE gebracht! So bleibt uns ein stündiger Aufstieg im Regen, der wieder eingesetzt hat, erspart.
Am Abend auf dem Zeltplatz unterhalten wir uns mit einer Tschechin, die schon lange in Norwegen lebt. Sie ist alleine von Oslo unterwegs und will den Weg bis Trondheim begehen.
Tal Tal
Eine grosse Wäsche ist wieder mal angesagt, deshalb verbringen wir die letzte Nacht vor Oslo auf dem Campingplatz. Idyllisch, auf einer Halbinsel an einem See gelegen, soll er sein. Die normale Einfahrt ist gesperrt und wir werden über einen holperigen Weg, vorbei an dicht gedrängten, achtlos hingestellten Wohnwagen zur Rezeption geleitet. Bei genauerem Hinsehen merken wir: die Seitenwege führen direkt ins Wasser und mitten im Wasser hat es Anschlüsse für Strom und die sind nicht für Hausboote gedacht. An der Rezeption erfahren wir dann, dass letzte Nacht bei starken Regenfällen - während wir einer der eindrücklichsten Sonnenauf- und -untergänge dieser Reise erlebten - der halbe Platz überschwemmt wurde. Als wir uns auf einem Platz, der in der Zwischenzeit wieder einigermassen trocken ist, direkt am Wasser einrichten, ist noch ein mulmiges Gefühl dabei, aber die Prognosen haben nur noch sporadisch Regen angesagt. Beim genaueren Betrachten des Campings kann man sich gut vorstellen, wie die Leute in der Nacht ihre Sachen zusammen gepackt und auf einen höher gelegenen Platz gebracht haben. Die Treppe zur Rutschbahn ist voll von Stühlen, Grill und Tischen. Dazwischen der Traktor des nahen Bauern, der die Wohnwagen vor der Überflutung rettet. Wir waschen, essen und schlafen gut und machen nur unter der Dusche Erfahrungen mit dem Nass.
Tal
Stellplatz
Oslo
3.5 km vom Zentrum Oslo entfernt ist ein Bootsplatz. Im Sommer, wenn die Boote im Wasser sind, ist dies ein Stellplatz für Wohnmobile. Hier richten wir uns ein für die nächsten Tage. Es ist wieder mal ein guter Platz um das Camperleben zu studieren.
Der Einsiedler: Geht lieber wild campen, wo er die Stille geniessen kann. Wenn er mal auf einen Camping muss, weil er eine Stadt besichtigen will oder eine Dusche nötig hat, sieht er beim Ein- und Aussteigen weder weder links noch rechts und grüsst erst beim Abreisen.
Der Beobachter: Beobachtet die anderen bei jeder Handbewegung. Hat Vorhänge oder/und ein Vorzelt, denn er weiss, wie man beobachtet werden kann. Das Einzige was hilft, damit er wegschaut, ist zurück zu starren, aber das nützt meistens auch nicht sehr lange.
Der Gesellige: Sucht sofort Kontakt mit anderen. Schon bei der Wahl des Platzes ist nicht die Aussicht oder die Nähe zu den Toiletten wichtig, sondern die Nachbarn. Wenn man offenherzig mit ihm plaudert, besteht manchmal die Gefahr, dass man nicht mehr wegkommt.
Der Scheue: unterscheidet sich vom Geselligen nur durch die Kontaktaufnahme. Bei der APE zeigt sich das so, dass er mit dem Fotoapparat zuerst einen grossen Bogen ums Fahrzeug macht und sich erst nach freundlichem Zulächeln ein Foto macht. Nach dem 2. Oder 3. aufmunterndem Zulächeln sagt er dann, wie toll er das Fahrzeug findet und wenn man ihm dann noch freundlich Auskunft gibt, beginnt der Redeschwall.
Der Festyp: Ist nie alleine unterwegs, 2, 3 oder noch mehr Camper. Der grosse Alkoholvorrat meist in Form von Bier ist nicht unwichtig. Was ausserhalb seiner Wagenburg geschieht, ist unwesentlich.
Der Stolze: Hat ein auffälliges Fahrzeug, meist auffällig gross, das mit Klebern von allen Ländern versehen ist, die er bereist hat. Stellt sein Wohnmobil an einem auffälligen Ort hin und verschiebt es dann noch 7 mal. Wenn man mit ihm spricht dann natürlich meist über das Fahrzeug. Ist wahrscheinlich neidisch, wenn er sieht, wie viel meine APE Aufsehen erregt.
Vielleicht fragt ihr euch, wieso ich die alle beschreiben kann. - Irgendwie bin ich selbst auch schon alle gewesen.
2 Sachen, egal von welchem Typ, haben fast alle gemeinsam: Die Küche ist fest eingebaut, im Fahrzeug drin. Das heisst der Koch oder besser gesagt meistens die Köchin ist während der Arbeit im Innern. Da bin ich froh um mein herausnehmbares Küchenmöbel, das ich an den schönsten Platz hinstellen kann. Die andere Sache ist die: sobald das erste Regentröpfchen fällt, ein Windstoss, ein kaltes Lüftchen weht, verschwindet man rein ins Fahrzeug an den Esstisch oder je nach Grösse in den Salon. Es gibt kaum jemanden, der den Abend draussen verbringt. Das Leben mit der Natur ist auf sonniges und warmes Wetter beschränkt. Natürlich gab es auch Situationen, in denen wir auch gerne mal reingesessen wären ohne eben gleich liegen zu müssen. Aber im Grossen und Ganzen ziehe ich auch hier mein kleines Schlafmobil vor.
Noch mal was zu den Campingplätzen: Der Standard ist, was Sauberkeit und Ausrüstung betrifft, im Allgemeinen zwar unterschiedlich, aber recht hoch. Ich habe jedoch nie einen Zusammenhang von Standard und Preisen feststellen können. Der sauberste und bestausgerüstete Platz auf den Lofoten war mit 60 NOK (sFr.12.-) der billigste, der teuerste 170 NOK (sFr 34.-) war mit Abstand der schlechteste Platz.
Brygge Brygge
Nun aber doch zu Oslo, schliesslich sind die Campingplätze nicht die Hauptsache unserer Reise. Gleich vorweg gesagt: die Stadt gefällt mir. Die grosse Einkaufsstrasse, die Karl Johans Gata, ist Fussgängerzone mit viel Betrieb, Strassenmusikern und die ganze Stadt ist hier am Einkaufen und Flanieren. Seit den 90-er Jahren ist eine 2. Flanierstrasse dazugekommen. Aker Brygge, direkt am Meer, eine Promenade mit Strassencafés. Die teureren Jachten auf der einen Seite. Die teureren Läden auf der anderen. Eine Architektur, die an die Docks in London erinnert nur nicht so hoch gebaut.
Besonders geniessen wir das Flüsslein Akerselva. Beginnend gleich hinter dem Hauptbahnhof führt ein Wander/Fahrradweg 8 km lang, vorbei an vielen Industriebauten aus dem 19. Jahrhundert, die meist zu Wohnungen umgebaut wurden, zum See Mariedalsvann hinauf.
Brygge Wasserfall
Ausser mit Stabkirchen ist Norwegen ja nicht gerade mit besonders sehenswerten Gebäuden bestückt. Am Vigelandspark hatten wir aber unsere Freude. 200 menschliche Skulpturen in allen Lebenslagen hat der Künstler in den 20-er und 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts hier aufgestellt. Zum Teil lustig, zum teil sinnlich, als Symbol für Arbeit oder Begegnung mit Alter und Tod. Neben dem grossen touristischen Interesse nutzen auch viele Einheimische den Park zum Picknicken, für einen Spaziergang oder zum Trainieren von asiatischen Kampfsportarten.
Vigeland
Ra Auf der Museumshalbinsel Bygdöy, die gleich neben unserem Stellplatz liegt, müssen wir uns beschränken. Die Auswahl ist gross: Volks-, Wikingerschiff-, Kon-Tiki-, Schiffahts- und Frammuseum liegen gleich nebeneinander. Wir entscheiden uns für das Kon-Tiki-Musem. Die abenteuerlichen Forschungsreisen von Thor Heyerdal werden anschaulich dokumentiert. 1947 fährt er mit einem Floss, der Kon-Tiki von Peru nach Tahiti, 1969/70 mit der Ra, einem Papyrusboot von Marokko nach Barbados und Ende der 70-er Jahre vom Iran nach Afrika. Neben ethnologischen hat er sich auch immer zu politischen und umweltpolitischen Themen geäussert. 3 Stunden verweilen wir in dem Museum bevor wir uns mit Träumen unserer nächsten Südseereise von Oslo verabschieden und in Richtung Süden aufmachen.
Fredrikstad

Region Östfold

Nach Oslo in Richtung Süden sind wir nicht mehr lange in Norwegen und wir erwarten auch nicht mehr viel. Doch das Land hört mit seinen Überraschungen nicht auf. Zuerst eine schöne Küstenstrasse mit kleinen Fjorden, vorgelagerten Inseln und hübschen Badestränden und dann der Ort Fredrikstad. Mitten in der Altstadt die "Kalenderkaserne". Der Aufbau des 1788 fertig gestellten Gebäudes spiegelt die Astronomische Zeitrechnung: 4 Eingangstüren (Jahreszeiten), 12 Kamine, 7 Aussenseiten, 52 Räume, 365 Fenster, das Fenster mit 24 Scheiben, 60 Türen.
Ab Fredrikstad geht's in der Geschichte noch weiter zurück: 4000 v.Chr. begann die nordische Geschichtsschreibung in Stein. Die Felszeichnungen erzählen von der Jagd mit Speer, Pfeil und Bogen auf Ren, Bär und Fisch. Auch Fruchtbarkeits- und kultische Symbole wie Phallus und Rad sind zu sehen. Fredrikstad
Felszeichnungen Beim ersten dieser sehenswerten Orte führt vom Parkplatz ein kleiner Weg zu den Zeichnungen. Die Symbole wurden in den Stein geschlagen und ausgemalt. Die Farbe ist natürlich schon längst weg gewaschen und wurde zur besseren Sichtbarkeit neu nachgezeichnet. Uns wächst der archäologische Spürsinn und wir versuchen, nicht ausgemalte Zeichen zu finden. Deutliche dunkelrote und blaue "Markierungen" lenken uns von der Suche ab und so fahren wir mit einem grossen Vorrat an Him- und Heidelbeeren weiter.
Diverse weitere Orte mit Steinkreisen, Hügelgräbern, Felszeichnungen und Beeren sind auf den 15 km zwischen Fredrikstad und Skjeberg zu finden. Der Grenzort Halden wartet mit einer beeindruckenden Festungsanlage auf. Dann geht's über die Grenze nach Schweden.
Steinkreis

Lysekil heisst der erste schwedische Badeort, den wir besuchen. Nachdem wir uns auf dem Camping eingerichtet und verpflegt haben, wandern wir in die Stadt. Ein völlig ungewohntes Bild: Strandkneipen, Verkaufsstände, laute Musik aus den Bars. Die Leute flanieren dem Hafen entlang, essen Eis und geniessen den lauen Abend. Nicht dass ich dies alles in Norwegen vermisst hätte ... aber jetzt geniesse ich doch die mediterrane Stimmung.
Brücke Auch in manch anderer Hinsicht unterscheidet sich Schweden von Norwegen: Während wir in Norwegen sehr zurückhaltend überholt wurden, herrscht hier ein zügigerer, um nicht zu sagen aggressiver Fahrstil. Das Sortiment in den Läden ist sofort viel grösser und wenn ein paar Schweden zusammen sitzen geht's gleich wesentlich lauter zu und her. Ich erwartete jedoch kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Skandinavischen Ländern.

Bis Göteborg erfreut uns wieder die wunderbare Küstenlandschaft. 4 Fähren und unzählige Brücken führen uns über die unzähligen Inseln, Fjorde und Landarme. Wir bleiben nicht lange in Göteborg, nicht weil es in der Stadt nichts zu sehen gäbe, denn sie ist grosszügig angelegt, von Kanälen durchzogen und hat viele Parks und eine grosse Fussgängerzone. Uns zieht es trotzdem weiter.
Göteborg
Camp Sandstrand, Camping, Ferienhaussiedlung und Hotel würden wir sehen, wenn die Strasse dem Meer entlang führen würde. Tut sie aber nicht. Felder, Einkaufszentrum, Industriezone, Dörfer, das ist unsere Aussicht. Wir fahren deshalb zum Meer und steuern einige der Campingplätze an. Nein, ohne schwedische Campingkarte können wir nicht bleiben. Preise bis über SFr. 80.--(50€) werden verlangt für 1 Nacht, wohl gesagt auf einem Campingplatz. Wir sind schon daran, uns alternative Lösungen zu überlegen. An diversen Orten wurde von wildem Campen in Schweden abgeraten. Die russische Mafia soll hier sehr aktiv sein. Mit Gasen schläfert sie die Camper scheinbar ein, um dann in aller Ruhe das Fahrzeug auszurauben. Neben einem Bauernhof sehen wir 3 Wohnwagen. Nein, ein Camping sei das nicht, aber wir könnten hier schon eine Nacht bleiben, sagt uns die 74-jährige Frau, die mit ihrem Mann zusammen Reitboxen vermietet. Bezahlen dürfen wir nichts. Sie hätte zu danken, es sei für sie immer eine grosse Freude, Gäste aus aller Welt zu beherbergen! Aber sie sammle Postkarten, wir sollten doch bitte eine von zu Hause schicken! Wir könnten auch länger bleiben, eine Woche oder mehr. Der Platz ist perfekt, am Waldrand, 2 Minuten zum Meer, Toilette und ein Wasserhahn. Mit dem Solarduschsack geniessen wir sogar die Dusche.
Nach einem Tag faulenzen, nehmen wir noch den letzten Teil Schweden unter die Räder. 128 km sind es bis Helsingborg. Das Land ist flach und so legen wir die Distanz mit einer Spitzengeschwindigkeit zurück. Am Hafen nochmals das Erstaunen, dass unsere APE ein Motorrad sei und schon sind wir auf der Fähre nach Dänemark, Helsingör.
Fähre
Nyhaven
Dänemark

Helsingör heisst der erste Ort in Dänemark. Nach einem guten, thailändischen Essen fahren wir weiter. Obwohl es nur 45 km bis nach Kopenhagen sind, übernachten wir unterwegs auf einem Parkplatz. 6 km vor Kopenhagen wurde eine alte Wehranlage mit Kanonen und Bunker zum Campingplatz umgebaut. Duschen, eine grosse Küche, ein schöner Sandstrand gleich nebenan; alles was das Herz begehrt. Wir packen unsere Velos aus und sind schnell in der Stadt. Hafenrundfahrt, Museen, Altstadtbummel, Tivoli und ein kühles Bier am Nyhavn, was soll ich Kopenhagen gross beschreiben, das können andere besser oder noch besser ihr besucht es selber. Uns jedenfalls hat's gut gefallen.
Nach 4 Tagen fahren wir weiter. Viele Schlösser hat's in Dänemark und das Angenehme für uns: nicht die Schlösser selbst sind das Imposante, sondern die riesigen Schlossparks. Ententeiche, Wälder, Spazierwege - da kann man sich schon mal einen Nachmittag darin vertun. Das Spezielle an den Mittelalterlichen Kirchen hier ist die farbenfrohe, filigrane Malerei im Innenraum. Decke und Wände sind mit skurrilen, lustigen Geschichten bemalt, mit Teufeln und Jungfrauen, Landleben und biblischen Geschichten.
Schloss
Kirche Möns Klint allerdings war dann eher enttäuschend. Vor wenigen Jahren noch ein Geheimtipp, ist der Kreidefelsen nun mit riesigen Parkplätzen umgeben und die Touristenbusse fahren zuhauf dahin. Auch werden jetzt über 20.- Fr. (13€) Eintritt verlangt.
Irgendwann einmal - ich glaube es war nach Oslo - ist mir, als ich nachts auf musste aufgefallen, dass es dunkel war, aber jetzt haben wir es das erste Mal so richtig realisiert. Plötzlich war es zu dunkel zum Lesen und wir haben die Campinglampe zum ersten Mal ausserhalb des Fahrzeugs gebraucht. Ich freue mich schon darauf, wieder mal einen richtigen Sternenhimmel zu sehen, doch dafür ist es dann doch nicht dunkel genug...
Fähre
Hafen Nach einer letzten Nacht, an einem kleinen Fischerhafen, verabschieden wir uns von Skandinavien auf einer 45- minütigen Fahrt mit der Fähre nach Fehmarn(Deutschland).

Deutschland

Nyhaven

Fehmarn heisst die Insel, die wir in Deutschland von Dänemark her kommend zuerst erreichen. Eine breite Strasse durchquert die Insel und führt den Ferien- Fernverkehr über eine Brücke ans deutsche Festland. Abseits dieser Strasse zeigt sich ein stilles Ferienparadies. Radwege, kleine Dörfer, ein Wanderweg auf dem um die Insel herum angelegte Deich, aber kein Touristenrummel, keine Discos und die Souvenierläden halten sich in Grenzen. Eigentlich ideal, um sich vor der Heimreise noch ein paar Tage von den Reisestrapazen zu erholen. Doch es kommt wieder mal anders. Kaum zweigen wir von der Hauptstrasse ab: Überflutete Felder, die Strassen so tief unter Wasser, dass ich nicht mehr ganz sicher bin, ob die APE nicht schon schwimmt und auf den Campingplätzen sieht man die Spuren der Niederschläge der letzten Tage noch deutlich. So ziehen wir nach einer Dünenwanderung weiter aufs Festland. Auch hier hat's heftig geregnet. An unserem Übernachtungsplatz fährt die Feuerwehr die ganze Nacht vorbei von einem Pumpeinsatz zum nächsten. In der Lübecker Bucht finden wir am nächsten Tag doch noch einen Campingplatz. Auch hier sind noch einige Pfützen zu sehen und die anderen Camper erzählen uns von ihrer durchwachten Nacht, aber mit uns ist die Sonne wieder angekommen und so geniessen wir die Badefreuden an der Ostsee.
Nyhaven


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Lübeck
Lübeck

Die Altstadt von Lübeck liegt auf einer Insel. - Insel? Eigentlich ist sie eher von einem Burggraben umgeben. Aber dann würde doch eine Mauer dazu gehören und was machen denn die grossen Schiffe hier? Also, der Hafen der Stadt liegt rund um die Altstadt oder sind es ein oder 2 Flüsse? Wie dem auch sei, es hat Wasser rund um die Altstadt und sie ist nur über Brücken erreichbar und vor allem: sie gefällt uns sehr.
Grosse Teile im Renaissancebaustil sind noch gut erhalten und vor allem lebt die Altstadt. Viele interessante Geschäfte, geeignet um unsere Einkaufslust zu befriedigen. Beim Rathaus viele Leute in Kostümen aus dem 19. Jahrhundert, Kameras, Beleuchtung. Auf Anfrage erfahren wir, dass eine neue Buddenbrooksverfilmung gedreht wird. Lübeck
Rastplatz
Langsam nähern wir uns Hamburg, dem Ziel (Beginn) unserer Reise. Noch eine "wilde" Übernachtung an einem Picknickplatz und dann wirds immer grossstädtischer.
Hamburg
3 Tage haben wir noch bis unser Autoreisezug in die Schweiz fährt. Diese geniessen wir mit Bernd, Maryam und ihrer Tochter Sara. Neben den üblichen Sehenswürdigkeiten von Hamburg will ich nur den alten Elbtunnel erwähnen. Er war, als er 1911 eröffnet wurde, eine wichtige Verbindung für die Werftarbeiter, die in St. Pauli wohnten und auf der anderen Seite arbeiteten. Alter Elbtunnel Hamburg
Beeindruckend wie Menschen, Velos und Autos mit dem Lift 24 Meter in die Tiefe gefahren werden und wie man in 2 möglichen Röhren unter der Elbe durch spazieren kann.
Die Fahrt nach Basel verläuft mit dem für uns inzwischen gewohnten Aufsehen problemlos und nach einer nochmals 3-stündigen Fahrt erreichen wir La Chaux-de-Fonds.
Hamburg
Abschliessend noch ein paar Bemerkungen zum Fahrzeug:
  • 4066 km haben wir mit unserer APE zurückgelegt und dabei 285 Liter Benzin verbraucht. Also knapp mehr als 7 l / 100km. Es gibt sicher Umwelt schonendere Arten zu reisen, aber mit einem normalen Auto und erst recht mit einem Wohnmobil hätte man in 2 1/2 Monaten sicher das 3 - 4fache an Strecke zurück gelegt.
  • Das 80 Watt Solarpanell, das wir auf dem Dach montiert hatten, genügte immer gut, um unseren Stromverbrauch (Musik, Wasserkocher, Heizkissen, Scheibenentfroster und Scheinwerfer - obligatorisch in Skandinavien) zu decken.
    Die 60 Ah Batterie wurde mit maximal 15Ah belastet.
  • Unser Kühlschrank bestand aus einem Plastikgefäss, das wir mit Filz beklebt haben. Den Filz haben wir dann genetzt und das Gefäss zwischen Kabinendach und Aufbau eingeklemmt. Durch Fahrtwind und Verdunstung erreichten wir dann die Kühlung. Um ihn zu testen habe ich extra ein Thermometer gekauft, das aber am ersten Tag seinen Dienst schon verweigerte. Wir hatten jedoch den Eindruck, dass das Gefäss einige Grade hinunter kühlte.
  • Die Enge des Wohnmobils war kein Problem, da wir als Wohnzimmer die ganze Natur hatten. Einzig bei Regen wären wir gerne mal hinein gesessen, ausserdem war die Computerarbeit des hellen Lichtes wegen manchmal erschwert.
  • Der Platz in der Fahrerkabine war schon sehr eng. Schon einen Tagesrucksack vorne zu haben war ein Problem und jegliche Einkäufe mussten gleich hinten hinein. Für Gepäck hinten hatten wir aber immer sehr viel Platz.
  • Feuchtigkeit: In Nächten mit hoher Luftfeuchtigkeit wurden die Innenwände, die nicht mit Teppich beklebt sind, nass. Echte Probleme hatten wir aber damit nicht.
Zum Schluss meinen Dank an alle, die mir bei der Realisierung dieser Reise geholfen haben, das wären:
  • Das Forum piaggioape.de von dem ich viele Tipps bei der Revision und beim Umbau des Fahrzeuges bekommen habe.
  • Allen Skandinaviern, die ihr WiFi nicht abgesichert haben und mir so die Möglichkeit gaben, aufs Internet zuzugreifen.
  • Gabrielle, die mir zu Hause die Post sortiert und mir die Ersatzteile verwaltet hat.
  • Esther und Hansruedi, die mir Kolben und Zylinder nach Trondheim gebracht haben.
  • Die vielen lieben Leute, die wir unterwegs getroffen haben und mit denen wir ein paar schöne Stunden verbracht haben.
  • Allen, die auf meine Berichte reagiert und mich so angespornt haben, weiter zu schreiben.
  • Allen anderen, die ich jetzt vergessen habe.
  • und natürlich Renata, die mit mir die schwierigen Momente dieser Reise durch gestanden und die schönen Momente genossen hat. Sie hat auch die Berichte nochmals gelesen und die Rechtschreibung korrigiert. Ich hoffe, ihr kommt auch auf meine nächste Reise mit. Wie, wann und wohin ist noch nicht klar, aber im Moment ist es der Wunsch, mit dem Velo nach Istanbul zu fahren.

    Bis bald

    Jean-Pierre
La Chaux-de-Fonds


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