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Inhalt
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Teil 1 Die Idee
Teil 1 Instandstellen
Teil 1 Die Reiseroute
Teil 1 Die Schlafkabine

Teil 1 Der Innenausbau
Teil 1 Die Testfahrt
Teil 1 Die technische Abnahme
Teil 1 Jetzt gehts los
Teil 2 Die Abfahrt
Teil 2 Deutschland
Teil 2 Dänemark
Teil 2 Südnorwegen
Teil 2 Stavanger Bergen
Teil 2 Ruhetag oder Wasserfall
Teil 2 Tag der Gegensätze
Teil 2 Geiranger und Trollstigen
Teil 2 Vom Reisekoller und vom Umpacken

Teil 3 Lofoten

Teil 4 Die Rückreise



Vespacar Die Idee

Ich sitze im Zug von Zürich nach Biel, höre Musik, trinke mein Bier und fühle mich richtig gut. Das gute Gefühl kommt nicht nur von Musik und Bier, sondern vor allem von der Tatsache, dass ich eine grosse Arbeit erledigt habe. Der Aufbau meines Wohnmobils ist fertig.

Angefangen hat alles im Herbst 2005. Ich bin mit Renata in Ägypten in den Ferien und wir plaudern über zukünftige Reisepläne. Seit langem hat sie den Wunsch, mal Ferien ganz im Norden zu verbringen, ein wenig länger als nur gerade 2 - 3 Wochen. Als Reisemittel würde ich mir da natürlich mein Motorrad vorstellen, aber das Motorradfahren ist nicht gerade ihr Ding. Öffentliche Verkehrsmittel sind ihr Wunsch, aber da kommt man nicht überall hin und in einem Land, wo es vor allem um Natur geht und weniger um die Städte, empfinde ich das als grossen Nachteil. Dann kommen noch die Kosten dazu. Jeden Tag auswärts essen und in Hotels übernachten, schlägt im hohen Norden massiv zu Buche. Ein Wohnmobil müsste her, aber wir haben keines und für 2 1/2 Monate eins mieten, denn so lange sollte unsere Reise dauern, ist für Normalsterbliche auch unbezahlbar. Was dann genau die Idee einer 3-Rad-Vespa hervor brachte, weiss ich auch nicht mehr genau, jedenfalls war ich plötzlich am Pläne zeichnen und ein paar Tage später in einem Internetcafe in Kairo daran, Informationen über diese lustigen Gefährte zu sammeln.

Zurück in der Schweiz geht dann die konkrete Suche nach dem entsprechenden Gefährt los. Bald merke ich, die älteren Modelle, APE P2, sind geeigneter als die neuen TM-Modelle, deren Kabine ein wenig schmäler sind. Die 8 cm Unterschied machen dann doch einiges aus, wenn man täglich in einer solchen Kiste sitzt. Ausserdem sind sie luxuriöser gebaut. Nach ein paar Monaten finde ich eine APE P2, die mir geeignet erscheint: Jahrgang 1981, 57000 km, mit Brücke und Blachenverdeck. Der Motor läuft, aber an der Karosserie hat es einiges an Rost und die Bremsen funktionieren kaum noch.

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italien Instandstellen

Die Reparaturarbeiten ziehen sich dahin, bei jeder Roststelle, die ich repariere, finde ich 2 neue und mit dem Schweissen komme ich auch nicht so gut voran, da ich solche Arbeiten zum ersten Mal mache und niemanden habe, der mir zeigt wie. Zum Glück gibt es Foren im Internet, wo es fleissige Schreiber gibt, die auf alle Fragen eine Antwort haben.
Nach 3 Monaten Arbeit bin ich dann beim Strassenverkehrsamt, um meine APE vorzuführen - und sie wird ohne Beanstandung abgenommen. Habe ich gesagt "ohne Beanstandungen"? Nicht ganz - das "höchstens 60km/h-Schild" muss noch angebracht werden.
Motovun
Die erste grössere Ausfahrt ist nicht nur eitle Freude: nach 60 km tut sich gar nichts mehr. Die Hoffnung, nur das Benzin könnte alle sein, erfüllt sich nicht. 2 Monate später fahre ich dann mit einem neuen Zylinder und Kolben weiter. Einen weiteren Monat später und einem weiteren, neuen Zylinder beschliesse ich dann, mich doch noch eingehender mit den Eigenheiten eines luftventilatorgekühlten 2-Takters zu befassen. Das hat sich dann auch bis zum heutigen Tag gelohnt.

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Die Reiseroute

Pula Die erste Ferienausfahrt führt uns nach Frankreich. Es geht darum, das Campingmaterial zu testen und festzustellen, wie viele Kilometer man am Tag zurücklegen und das Ganze doch noch als Ferien bezeichnen kann. Das heisst mit regelmässigen Pausen und Besichtigungen, so dass einem am Abend weder der Rücken schmerzt noch der Kopf brummt. Von den erwarteten 400km, muss ich das Fahrziel auf 250 - 300km zurückschrauben. Alles andere bewährt sich so wie erwartet. Das Schlafen auf der Ladebrücke ist zwar noch ein wenig eng und es bildet sich auch einiges an Kondenswasser an der Blache, aber der richtige Aufbau wird ja noch grösser und mit Zwangsent- und belüftung.

Taufe Die Planung von Reisestrecke und Wohnmobilaufbau geht gut voran. Die ersten 1000km werden wir mit Höchstgeschwindigkeit in einer Nacht zurücklegen. Von Lörrach bis Hamburg werden wir unser Fahrzeug auf die Deutsche Bahn verladen. Dies und die maximale Grösse der Aluplatten schränken auch die Grösse des Aufbaus ein. Die DB lässt eine maximale Höhe von 205cm bei einer Dachbreite von 135cm zu und eine Höhe von 196cm wenn man breiter ist. Die grössten Aluplatten die man zu einem vernünftigen Preis bekommt sind 300 x 150cm. Das erlaubte Profil der DB will ich genau ausnützen, die Breite wird von der Aluplatte auf 150cm beschränkt.
Taufe Von Hamburg aus werden wir durch Dänemark fahren und mit der Fähre die Südspitze Norwegens erreichen. Entlang der Küste wird uns unser Weg über Bergen nach Trondheim führen. Dort gedenken wir unser Wohnmobil stehen zu lassen und mit Schiff, Bus und Bahn in den Norden und wieder zurück nach Trondheim zu fahren. Ich hoffe unser Gefährt wird uns die Abwesenheit nicht übel nehmen und uns nach 2 Wochen ausgeruht nach Oslo bringen. In Oslo können wir dann, je nach Zeit die uns noch bleibt, entweder direkt das Schiff nach Deutschland oder der norwegisch - schwedischen Küste entlang den Landweg nehmen und über Kopenhagen nach Deutschland fahren.

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Kroatien Die Schlafkabine

Im Januar fahre ich für ein paar Tage nach Zürich, um den Wohnmobilaufbau zu konstruieren. Zuerst baue ich ein Gerippe aus 4-kant Stahlrohren. Nachdem diese verzinkt sind, gehe ich zu einem pensionierten Schlosser, der mit den entsprechenden Maschinen eingerichtet ist, um so grosse Aluplatten zu biegen. Diese niete ich dann auf das Stahlgerippe. Dazwischen kommt noch eine Isolierung aus selbstklebenden Neoprembändern. Ohne Probleme können wir zu dritt den Aufbau auf die APE laden und mit Spannsetbändern befestigen.




Pula Um mit meiner APE nach Hause zu fahren, ist es zu spät und darum sitze ich jetzt eben zufrieden im Zug und geniesse das schöne Gefühl des Ausruhens nach getaner Arbeit.
2 Tage später auf der Fahrt zurück nach La Chaux-de-Fonds besteht das Gefährt gleich noch einen Test. Es kommt ein Sturm mit heftigen Böen auf. Ich spüre zwar den Seitenwind beim Lenken, aber nicht so stark, dass es eine gefährliche Belastung für's Fahren wäre. Im Gedanken bin ich schon beim Ausbau der Kabine. Fenster, Gepäck, Bettgestell, Türschloss, Küche, ich glaube, da ist noch genug zu tun in den nächsten Monaten.
Aufbau



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Wohnmobil Der Innenausbau

Die Liste mit den Arbeiten für den Innenausbau ist lang. Arbeiten vor denen ich grossen Respekt habe und mir zuerst nicht vorstellen kann, wie ich sie lösen soll, sind in kürzester Zeit erledigt, an anderen bin ich stundenlang obwohl ich mir gedacht habe, dass sie sofort erledigt sind und nicht einmal in meiner Arbeitsliste erscheinen. Aber langsam nimmt der Ausbau Gestalt an. Ich mache noch eine zweite Öffnung vorne unten, wo ich von aussen die Klappfahrräder und Benzin und Ölkanister versorgen kann. Von einem alten Suzukibus habe ich 2 Seitenfenster. Mit der Stichsäge schneide ich die Öffnungen in die Alubleche und schon sind die Fenster drin. Wie einfach das geht, macht mir schon ein bisschen Angst, da hat es ein Dieb auch nicht schwerer.
Als Isolierung klebe ich Teppiche an Wände und Decke. Das gestaltet sich aber schwieriger als gedacht. Der Leim hält erst am Nachmittag wenn die Temperaturen über 10 Grad ansteigen. Ein wichtiger Teil ist natürlich die Musikanlage. Das Autoradio, an dem ich meinen MP3-Player anschliessen kann, ist in der Fahrerkabine. Mit der Fernbedienung kann ich sie von hinten steuern. 2 Lautsprecher habe ich vorne, 2 hinten.

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Campingtest Die Testfahrt

An Ostern ist der erste Ausflug geplant. Meine Schwester und ihr Mann haben ein neues Wohnmobil gekauft. Zusammen wollen wir unsere Fahrzeuge auprobieren. - Nun je, mit Pannen muss man ja schon rechnen, aber eigentlich habe ich da eher an Pannen bei meinem Fahrzeug gedacht. Dass dann das fabrikneue, moderne Fahrzeug meiner Schwester defekt war (sie konnten die Heizung nicht mehr ausschalten) und ich deshalb alleine mit meiner APE fahren musste, hat mich dann schon eher erstaunt.

Ganz alleine musste ich dann doch nicht fahren. Ruedi, ein Freund hat sich meiner erbarmt und ist mitgekommen. Sonntag Abend fahren wir in La Chaux-de-Fonds los. Nach einer guten Stunde finden wir einen schönen Platz im Französischen Jura zum Übernachten. Wir haben Glück, die Sonne scheint noch eine halbe Stunde, so dass wir auch das Sonnendach aufspannen können. Ausser der Benzinlampe funktioniert eigentlich alles und diese schöne aber grosse und schwere Lampe nehmen wir sowieso nicht in den Norden mit. In der ganzen Nacht will sich die Matratze nicht so recht aufwärmen. Sie fühlt sich immer ein wenig kalt an. Eigentlich klar, weil die Luft drinnen zirkuliert, muss erst die ganze Luft in der Matratze aufgewärmt werden, bevor sie sich warm anfühlt. Da muss ich noch was verbessern. Ansonsten sind es nur Kleinikeiten, die geändert werden müssen. Auf der Rückfahrt 2 km vor La Chaux-de-Fonds an einer kleinen Steigung - plötzlich ein Aussetzer. Neu starten - der Motor läuft wieder - 100m dann ist wieder Schluss. Nach mehrmaligem erneutem Anlassen erreiche ich eine Ausfahrt. Nach ca. 10 Minuten Pause läuft wieder alles wie geschmiert. Vor 2 Wochen hatte ich dasselbe Problem schon mal. Da muss ich mich mal ans APE-Forum wenden.

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Die technische Abnahme

Vespacar 17.04.2007 9:55 Strassenverkehrsamt La Chaux-de-Fonds (Tüf). Alle Experten kommen, schauen was ich da für ein Gefährt habe. Wie schnell, wohin, wie reagieren die Anderen, es geht lange bis sich der Chefexperte der effektiven technischen Abnahme annimmt. Er findet ein wenig Rost, ungleichmässig ziehende Bremsen, Pneus, die das Gewicht nicht garantieren und die max 60km/h-Tafel, die man unter dem Aufbau kaum sieht. Und der Aufbau??? - Keine Probleme. Alles was ich selbst angebaut habe, gibt nichts zu beanstanden. Warscheinlich geht selten einer, der mit seinem Fahrzeug nochmals vorbei muss, von der technischen Abnahme so zufrieden und stolz nach Hause.
An dieser Stelle möchte ich ein gutes Wort für die Experten einlegen. Man hört ja viel darüber wie pingelig diese Experten seien. Ich bin ja nicht gerade ein Dauerkunde bei ihnen, aber habe doch schon einige Fahrzeuge vorgeführt und dabei auch einige selbstgebaute Solarmobile. Ausser einer Ausnahme, als man mich mit einem Elektro-/Solarmobil ohne Abgastest nicht zur Abnahme zulassen wollte, habe ich immer gute Erfahrungen mit den Experten gemacht. Zum Teil waren sie zwar streng, aber sie hatten in Bezug auf die Sicherheit immer vernünftige Beanstandungen. Ich möchte nicht auf Strassen verkehren, wo es diese Kontrollen nicht gibt.

25.04.2007 - Nachkontrolle - Alles o.k. Jetzt können wir losfahren. nach oben, Inhalt    Karte


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Jetzt gehts los

Die letzten Vorbereitungen sind getroffen, am Donnerstag 7.6.07 gehts los. Die Distanzen für den ersten Tag sind noch recht gnädig. 112km bis Lörrach und von da gehts mit 160 km/h über Nacht nach Hamburg. Die Fähre von Norddänemark nach Kristiansand ist auch schon reseviert. Auf den 11.6. Bevor wir aber losfahren noch einige Details zum Fahrzeug:
Sonnenzellen Fahrzeugtyp: Vespacar APE P2

Motor, Getriebe, Fahrgestell. Alles orginal.
218 ccm
9 PS
15 Liter Tank
Verbrauch ca. 5.5 liter
3,8 Liter Öltank
je 4 Gänge vorwärts und rückwärts
Maximale Geschwindigkeit 55km/h
Radio
Aufbau: Stahlgerüst und darauf 2 mm Aluplatten
Länge 230cm, Breite, 150cm, Höhe 150cm. Die Dachbreite musste ich 20 cm schmaler machen, um von der Deutschen Bahn mitgenommen zu werden. Dazu kommt noch der Gepäckraum über der Fahrerkabiene. Die Liegefläche (195x150cm) ist 35 cm über dem Boden. Darunter ist Platz für Gepäck, Ersatzteile, Werkzeug, uvm. sowie 2 Faltvelos, Reservekanister, Wasserkanister in einem Fach von der Seite zugänglich. 2 Fenster seitlich zu öffnen und ein geschlossenes zur Fahrerkabine.
Decke und Wände sind mit Teppich belegt und es hat einige Haken und Ösen für Wäscheleinen, Kleider usw. Hinter der Liegefläche hat es noch 35 cm. Da kommt die Küche hin, zusammenklappbare Stühle und Tisch sowie Platz zum Einsteigen

Als Kühlschrank habe ich 2 Plastikboxen vorgesehen, die ich mit Filz beklebe. Vor der Fahrt so richtig nass gemacht und dem Fahrtwind ausgesetzt (zwischen Kabinendach und Aufbau), hoffe ich durch die Verdunstungskälte 5 - 10 Grad unter die Aussentemperatur zu kommen.
Instrumente
Elektrische Anlage
Die originale Batterie habe ich durch eine 60 Ah-Batterie ersetzt.
Um über den Batterieverbrauch den Überblick zu behalten, habe ich einen Ampèrstundenzähler, den ich noch aus der Zeit der Solarmobilrennen habe, eingebaut.

Zusätzliche Verbraucher:
Autoradio mit CD-Player und MP3-Kartenleser. Je 2 Lautsprecher vorne und hinten.
12V Ladegerät für Handy und GPS-Navigation.
Heizventilator, damit die Scheiben bei nassem Wetter nicht anlaufen (Stromfresser)
Sitzheizung (Stromfresser)
Wasserkocher (Stromfresser)
Innenraumbeleuchtung
DC/AC-Wechselrichter 230V 300W, um Fotoapparat und Tablet-PC aufzuladen

0.9 m2 Sonnenzellen ca. 100W als zusätzliche Energiequelle.
Das heisst, ich brauche ca. 7 Stunden Sonneneinstrahlung um die Batterie voll zu laden. Allerdings nur bei idealen Verhältnissen. In der Praxis heisst das eher 14 Stunden gute Verhältnisse, aber die Lichtmaschine der APE hilft ja auch mit.

Ersatzteile:
Zylinder und Kolben
Vergaser
El. Zündbox
und noch viele Kleinteile.


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Die Abfahrt

Verladen

Die letzten Tage vor der Abreise waren noch sehr hektisch. Ich musste mich mit Anwälten über juristische Kleinigkeiten mit grosser Wirkung rumschlagen, über Angelegenheiten, die seit über einem Jahr im Grunde schon gelöst sein könnten, wenn man nur mal direkt miteinander reden würde. Aber mein Gegenpart lehnt das strickte ab, so dass die letzten Tage statt mit Vorfreude auf die Reise mit Ärger gefüllt waren.

Trotzdem ging's am Donnerstag los. Am Mittag waren wir bereits in Basel und hatten noch genügend Zeit für den - für unsere Norwegenreise passenden - Besuch der Edvard Munch Ausstellung. Gegen Abend waren wir dann beim Verladebahnhof in Lörrach. Auf dem Rückweg vom Nachtessen wurden wir durch einen Platzregen bis auf die Knochen durchnässt aber das tat unserer guten Ferienstimmung keinen Abbruch. Die Verladebeamten waren sich zwar nicht ganz im Klaren, ob mein Fahrzeug zusätzlich noch befestigt werden muss oder nicht, aber über die Tatsache, dass der Fahrzeugaufbau genau nach ihren Verladenormen gebaut wurde, freuten sie sich sehr.



Deutschland

Fähre

Am nächsten Morgen in Hamburg war das Aufsehen riesig. Im Bahnhof Altona fährt man mit den Fahrzeugen mitten durch die Bahnhofshalle. Vom oberen Stock des Waggons,wo meine APE gereist war, musste ich all die Fragen über wohin, wie schnell,Steigfähigkeit usw. beantworten und beim Hinausausfahren durchs Publikum wurde geklatscht. Wir fahren Bernd mit seinem Liegerad hinterher. Bernd kenne ich als Konkurrenten aus der Zeit als wir noch Solarmobilrennen fuhren. Ganz in der Nähe vom Bahnhof Altona betreibt er sein Liegeradstudio. www.liegeradstudio.de Wir bekommen ein ausgiebiges Frühstück und plaudern dabei über alte Zeiten und über meine Verwandlung vom Solarmobilweltmeister zum 2-Takt-Fahrer.
Erst gegen Mittag fahren wir los. Der Elbe entlang. Doch schon nach wenigen Kilometern, in Blankenese fahren wir hinunter zum Elbenstrand und geniessen das "Meer" zum ersten Mal auf dieser Reise. Sandstrand, Salzwasser, Ebbe und Flut, alles wie am Meer, nur dass es eben nicht das Meer ist, sondern die Elbe.
Am Abend erreichen wir Büsum. Hier sind wir zwar richtig am Meer, aber wir wissen nicht ob das Meer auch wirklich da ist. Bei Ebbe zieht sich das Wasser zurück, wie ich gehört habe, bis zu 30 km. Man kann dann durchs Wattenmeer wandern, was aber auch einige Gefahren in sich birgt. Die 30 km Distanz legt das Wasser, wenn die Flut kommt, in ein paar wenigen Stunden zurück. Da muss man schon ziemlich schnell wandern. Auch gibt es Gegenströmungen und schnell kann mal Nebel aufkommen. Davor müssen wir uns am wenigsten fürchten. Wir hatten Tagestemperaturen bis zu 36° und bei wolkenlosem Himmel geniessen wir den Abend am Meer bei Flut. Auf dem Zeltplatz fallen wir sehr auf. Alle anderen Wohnmobile sind länger, breiter, grösser und natürlich auch luxuriöser. Wir werden ausführlich beobachtet und über uns wird kommentiert. Büsum


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Dänemark
Dünen

Dünen Nach wenigen Stunden Fahrt, erreichen wir am nächsten Tag die dänische Grenze. Die Landschaft wird noch flacher und nach und nach fahren wir durch grasbewachsene Dünenlandschaft, was meinem Heuschnupfen hilft, sich prächtig zu entwickeln. Am Abend das erste Bad im Meer. Der nächste Tag gehts auf und ab durch diese Dünenlandschaft. Manchmal kann man einen kurzen Blick auf das Meer erhaschen. Beim Versuch ein schönes Foto von einer Reihe hintereinander gestaffelter Windmühlen zu machen, gerate ich knöcheltief in den Morast. Am Montag Nachmittag kommen wir in Hanstholm bei der Fähre nach Norwegen an. Wir freuen uns auf die Überfahrt und darauf, dass die Landschaft wieder abwechslungsreicher sein wird. Dünen


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Südnorwegen
Dünen

Dünen Nach den üblichen Verwirrungen, ob mein Mobil jetzt als Motorrad, Auto, Wohnmobil oder wie in diesem Fall als hohes Auto eingestuft wird, gehts an Bord. Die schnelle Fähre, ich messe mit dem GPS 65 km/h, erreicht Kristiansand nach nur 2 Stunden. Als wir die Grenzkontrolle passieren, ist es schon 22.30 aber natürlich noch hell. Nach kurzer, kurvenreicher Fahrt finden wir unseren ersten Schlafplatz in Norwegen an einem friedlichen See - oder ist es das Meer? An Norwegens zerklüfteter Südküste ist dies immer schwierig zu sagen. Die Strassen hier sind kurven- und abwechslungsreich. Auch meine APE spürt die Anforderungen. Waren wir in Dänemark noch mit flotten 55 km/h unterwegs, keucht unser Wohnmobil hier mit 14 km/h den Berg hinauf. Hinunter rasen wir dann wieder mit bis zu unglaublichen 80 Sachen.
In Mandal, der südlichsten Stadt Norwegens, legen wir eine Pause ein. Hübsche, weisse Holzhäuser säumen die touristische Einkaufsstrasse. An einer Strassenecke zeigt mein Mobiltelefon ein ungesichertes Wireless Lan an. Diese Gelegenheit nutzen wir, um unsere Mails abzurufen und über Skype mit der Schweiz zu telefonieren. Als ich vor 4 Jahren mit meinem Motorrad im Nahen Osten unterwegs war, begeisterte es mich, meine Berichte von Internetcafés versenden zu können. Die Verbindungen per Mobiltelefon waren meist zu teuer. Jetzt kann ich schon zu günstigeren Tarifen telefonieren als innerhalb des schweizerischen Festnetzes und dies von einer Strassenecke aus. Dünen
Dünen Einige km nach Mandal bleiben wir 2 Nächte auf einem idyllischen Camping. Eigentlich wollten wir mal genügend Zeit, um all die Kleinigkeiten zu erledigen wie Berichte schreiben, die Küche richtig organisieren, meine APE pflegen oder eben endlich mal lesen. Ein paar mal ist es in den letzten Tagen vorgekommen, dass die APE mitten in der Fahrt plötzlich aussetzte. Nach einer kurzen Pause lief sie dann wieder klaglos weiter. Zündkerze wechseln und Vergaser reinigen. Der Rest sah alles bestens aus. Der erste Bericht wollte zuerst nicht aufs Internet, da mein alter Laptop mit dem neuen Wireless Lan nicht kommunizieren wollte. Also den Bericht und die Fotos aufs Handy laden. Aber dazu habe ich kein ftp-Programm, um die Daten hinauf zu laden. Ich finde dann ein geeignetes Sharewareprogramm und nach dem Installieren geht es bestens. Nur die Sache mit dem Lesen kommt zu kurz.
Weiter der Südküste entlang. In Lyngdal verlasssen wir die E39 und fahren über kleine Nebenstrassen weiter und da beginnen auch schon die längeren Steigungen. Durch eine wilde Landschaft mit Felsen, Seen, Wälder und Wiesen kurven wir mit 15 km/h über 400 m hinauf. Ein wenig Angst habe ich schon um meine APE, aber sie fährt klaglos den ganzen Tag die Berge hinauf und wieder hinunter. Dünen
Dünen Kurz nach Egersund verschwinden nach und nach die Seen, Felsen und Wälder, die Felder werden weiter, die Strassen flacher und unsere Fahrt flotter. Es sieht eher nach Norddeutschland oder Dänemark aus. Und plötzlich wieder ein Aussetzer. Aber diesmal nützt eine Pause nur gerade für 3 km. Nach 2 weiteren Aussetzern finden wir einen guten Platz für die Reparatur und zum Glück hat der erste Regen auf unserer Reise auch wieder aufgehört. Den Vergaser nehme ich raus und meinen Ersatz setze ich ein und schon sind wir wieder unterwegs. Beim Fahren fühlt es sich gut an. Auch das Problem, dass das Gas von einer gewissen Tourenzahl her nicht mehr zurückging, ist behoben.


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Stavanger Bergen

Dünen Stavanger ist eine lebendige Stadt. Obwohl wir samstags nach Ladenschluss ins Zentrum kommen, sieht die Stadt geschäftig aus. Durch den Ölboom in den 70-er Jahren ist die Stadt reich geworden und gewachsen. Das merkt man auch an den Preisen. Fr. 30.-- für eine Pizza ist ganz normal. Am Abend spannen wir auf dem Zeltplatz das Regendach hinter der APE auf und kochen uns unser eigenes Süppchen.
Dünen




Für unsere erste Tageswanderung zeigt sich der Himmel nicht gerade von der freundlichsten Seite. Als wir mit unseren Velos die Fähre nach Tau knapp erreichen, ist es zwar noch trocken, aber schon im Bus, der uns zum Ausgangspunkt der Wanderung bringt, beginnt ein Nieselregen. Beim Aufstieg zum Prekestolen wechselt es zwischen "jetzt kommt die Sonne bald durch" und Regen mit kräftigen Windböen. Wir sind nicht die einzigen bei diesem Aufstieg. Landsleute aller Nationalitäten treffen wir auf dem Weg zu der "grössten Naturattraktion Südnorwegens", wie es mein Reiseführer nennt. 604 Meter geht es von der Felskanzel senkrecht hinunter in den Lysefjord. Die weniger berggewohnten Touristen krabbeln auf allen Vieren oder robben auf dem Bauch zur Felskante, aber auch ich spüre ein Kribbeln im Bauch beim Runterschauen in den Fjord.
Beim Abstieg ohne Regen können wir die kleinen Hochmoore und Seen mehr geniessen. Sogar ein kurzer Picknick liegt drin.
Auf der Weiterfahrt kurz nach Stavanger, führt uns die Strasse in ein Tunnel mit 8% Gefälle, und dies bis zu einer Tiefe von 230 Metern. 3 km gehts hinunter. Es braucht eine Weile bis wir realisieren, dass wir unter dem Meer hindurch fahren. Gut, dass der Tunnel 3-spurig ist und er eine Überholspur hat, denn unsere Geschwindigkeit sinkt wieder mal auf 17 km/h. Plötzlich, zum Glück nicht mehr im Tunnel, wieder ein Aussetzer. Diesmal hört und fühlt er sich aber heftiger an. Die APE bremst dabei heftig. Auskuppeln und an die Seite fahren. Beim Anlassversuch macht die APE keinen Mucks. Der Motor ist blockiert. Mein Verdacht auf Kolbenklemmer verdichtet sich. Doch welche Überraschung, nach 10 Minuten läuft die APE wieder als wäre nichts gewesen. Nur leider nicht lange. Nach dem 3. Blockieren erreichen wir - zwar nur noch mit halber Kraft - knapp ein Parkplatz, wo wir uns an die Reparatur machen können. Nach dem Abkühlen des Motors ist der Zylinderkopf und der Zylinder schnell weg. Der Kolben macht schon ein wenig mehr Mühe. Aber dann ist es klar: Der Kolben zeigt deutliche Schleifspuren und auch dem Zylinder sieht man die Überlastung an. Der neue Zylinder und Kolben aus meiner Ersatzteilkiste sind bald eingebaut und nach 3 Stunden ist die APE wieder flott und wir unterwegs.
Reparatur
Am See Fähre
Für die Weiterfahrt nach Bergen haben wir die westlichste Möglichkeit gewählt. Fähre, Insel, Brücke, Insel, Fähre und dazwischen das norwegische Rauf und Runter. Wir kommen zwar nicht schnell vorwärts, aber für Abwechslung ist gesorgt und bei der Schönheit der Landschaft wär's auch schade, schneller zu sein.
Bergen
Eigentlich wollten wir in Bergen mal ein paar Tage verweilen. Aber der Zeltplatz macht uns einen Strich durch die Rechnung. Alles, was weniger als 15 km von Bergen entfernt ist, darf man nicht Zeltplatz nennen. Geteert, 11/2 Meter zwischen den Wohnmobilen und eine Dusche für 50 Personen. Und das für beinahe Fr.40.- pro Nacht. Wir haben Glück, mit unserer kleinen APE kommen wir durch die kleinsten Lücken und so können wir uns einen Platz direkt am Meer erobern.
Die Stadt gefällt uns, vor allem der Ausflug auf den Flöyen, den Hausberg von Bergen, lohnt sich. Man hat eine schöne Sicht auf die beiden Meeresarme mit dem Fischmarkt, den Bryggehäusern und im Hintergrund den Kreuzfahrtschiffen.
Lkw
Die Gegensätze können manchmal nicht grösser sein, neben uns ein Schweizer Paar mit Kind, das sich einen Mercedes Lastwagen als Wohnmobil ausgebaut hat.


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Ruhetag oder Wasserfall

Wasserfall Weg vom Meer ab in die Berge. Die Strasse Richtung Voss ist 2-spurig und gut ausgebaut, aber recht kurvig, der Verkehr ist stärker als wir es uns gewohnt sind und das Überholen für schnellere Fahrer ist selten möglich. Es ist Freitagabend und die Norweger wollen nach Hause oder ins wohl verdiente Wochenende. Zum ersten Mal erleben wir die Autofahrer hier nicht mehr so geduldig wie gewöhnlich. Wir fahren immer wieder auf Ausfahrtsstellen, um die Kolonnen nicht allzu gross werden zu lassen. Hinter uns beginnt ein grosser Lastwagen schon nervös Lichthupen zu senden und jetzt kommt noch ein Tunnel. 6 km lang soll er sein und erst noch ansteigend. Mit 30 km/h zieht die Kolonne langsam bergaufwärts. Zu den Lichthupen kommt auch noch die akkustische Hupe dazu. Renata macht mich darauf aufmerksam, dass meine APE nicht schneller läuft, auch wenn ich meine Schultern verspannt hochziehe. Endlich naht das Ende des Tunnels und eine Raststätte belohnt uns. Ich löse meine Verspannung, die APE kühlt sich ab und die Norweger ziehen zum Teil kopfschüttelnd an uns vorbei. Bis jetzt sind sie uns ja nur wohlwollend begegnet. Wenn wir für jedes Foto, das von unserer APE gemacht wird, 1 Krone verlangen könnten, würde dies wohl gerade unsere Reise finanzieren. Autofahrer halten an, der Kapitän einer Fähre kommt von der Kommandobrücke hinunter, Fahrer überholen waghalsig einhändig und richten ihr Handy auf uns, alles um ein Foto von unserem Gefährt zu ergattern. Nach 11 Tagen zum ersten Mal negative Erfahrungen - das hält sich ja in Grenzen.
Wir warten etwa eine Stunde auf dieser Raststätte und der Verkehr beruhigt sich merklich.
Nach einer verregneten Nacht auf einem Parkplatz neben der Autostrasse suchen wir einen schönen Camping für unsere wohl verdienten Ruhetage. 12 km nördlich von Voss finden wir diesen in einem grünen Tal mit Blick auf den grossen Wasserfall direkt neben uns. Aber nun erfahren wir die Beschränktheit unseres Wohnmobiles, das ja gar kein Wohnmobil ist, sondern nur ein Schlafmobil. Vor dem Nieselregen können wir uns noch schützen durch eine Blache, die wir aufgespannt haben, aber die Kälte bleibt. Und irgendwann hat man auch genug vom Liegen im Wagen. Es sind zwar immer noch 15 Grad, aber beim Sitzen und beim Lesen spüren wir die Kälte schnell. Also Ruhetag verschieben und den Wasserfall erkunden. Für den Abend werde ich wohl das Heizkissen auf dem Campingstuhl von Renata montieren und am Bordnetz anstecken.
Es kommt doch noch anders. Wir werden von der Sonne geweckt und anstelle der Weiterreise gibts heute unseren Ruhetag. An der Sonne liegen und faulenzen, der Naeröyfjord, es soll der schmalste und höchste Europas sein, wird uns nicht davon schwimmen.
Wasserfall



Tag der Gegensätze

Näroyfjord
Wasserfall Der Weg nach Gudvangen führt uns wieder mal durch einen langen Tunnel. Es gäbe auch die Möglichkeit, oben durch zu fahren: Die steilste Strasse Norwegens, der Reiz wäre schon da, aber die Vernunft siegt und wir ersparen unserer APE diese zusätzliche Anstrengung. In Gudvangen beginnt der Näröyfjord und wir verladen auf die Fähre. Auf beiden Seiten ragen die Berge über 1000 Meter hoch steil hinauf und das Wasser stürzt ebenso weit hinunter. Zwischendurch glaubt man kaum, dass die Fähre einen Weg durch den engen Fjord findet. Nach einer Stunde Fahrt öffnet sich der Fjord plötzlich und die Landschaft wird weit und lieblich.
schifffahrt
In Kaupanger nehmen wir wieder die Strasse unter die Räder. Auch weiterhin begleiten uns Wasserfälle verschiedenster Grössen dem Fjord entlang. Dann steigt es bergan. Nach den ersten paar 100 Höhenmetern gönnen wir der APE eine Verschnauf- oder eher Abkühlpause und uns ein Nachtessen mit einem letzten Blick auf den Fjord. Nach 2 Stunden gehts wieder bergauf. Die APE nimmt die 15% Steigung gutmütig im 2. Gang mit 15-17 km/h. Es hat sich gelohnt, für diese Fahrt die Nacht abzuwarten. Es ist kühler für die APE, hat weniger Verkehr, was meine Nerven schont und um die Landschaft zu sehen, ist es ja immer noch hell genug. Fjord
APE Das Hotel auf der Passhöhe erreichen wir gegen 10 Uhr. Wieder eine längere Pause. Für den durch ein Gebläse luftgekühlten 2-Takt-Motor machen kurze Pausen keinen Sinn. Beim Abstellen des Motors hört auch das Gebläse auf zu kühlen und der Motor wird zuerst mal wärmer. Wenn man also nach kurzer Pause weiterfährt und erst noch bergauf, besteht stark die Gefahr der Überhitzung. Nochmals kurz hinauf bis zur Passhöhe - meinen wir - doch die Steigung will und will nicht aufhören. Als ich in den ersten Gang zurückschalten will, würge ich den Motor bei einem Schaltfehler fast ab. Endlich sind wir zuoberst. Doch jetzt zieht die APE nicht mehr richtig. Bei den kleinsten Gegensteigungen muss ich in den 3.,2. und manchmal sogar in den ersten Gang zurückschalten, obwohl ich diesen sonst praktisch nie brauche. Mit den Gedanken, es werde wohl die Höhe sein (1440m), die meiner Biene zu schaffen macht, versuche ich mich über meine Bedenken hinweg zu setzen. Dass mein Zuhause auch auf 1100m ü. M. ist, verdränge ich.
Die Landschaft ist fantastisch, es ist 11h und die verschneiten Berggipfel leuchten rot in der untergehenden Sonne. Kurz nach Mitternacht, knapp unter 1000m, parken wir die APE und legen uns schlafen. Lange quälen mich noch die Bedenken, ob die APE doch noch einen Schaden mitgekriegt hat von dieser Passfahrt.
Als wir am nächsten Morgen das Tal erreichen und wieder mit sagenhaften 58 km/h nach Lom fahren, hab ich wieder meine innere Ruhe und ich erzähle Renata von den vergangenen Bedenken der letzten Nacht.
Passhöhe


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Geiranger und Trollstigen

Geiranger
Geiranger Gestärkt und mit 2 grossen, nährenden Broten von der Holzofenbäckerei in Lom fahren wir Richtung Geiranger-Fjord. Renata, die vor über 20 Jahren hier war, schwärmte mir schon seit Beginn unserer Reiseplanung von diesem Fjord vor. Die Berichte in den Reiseführern lassen allerdings Böses ahnen. Aus dem verschlafenen Ort von einst soll eine Touristendestination mit Souvenierständen, Hotels, Zeltplätzen und der Anlaufstation von jährlich über 100 Kreuzfahrtschiffen, deren Passagiere mit Bussen zu den Aussichtsplattformen in der Umgebung gekarrt werden, geworden sein. Ganz so schlimm ist es dann auch wieder nicht, ein Kreuzfahrtschiff liegt zwar an und der Busverkehr ist auch nicht ohne, aber die Massen verteilen sich gut. Trotzdem bleiben wir nicht lange im Ort, sondern fahren zum Ausgangspunkt einer Wanderung, die unser Reiseführer als lohnenswert beschreibt. Hier hatten wir geplant zu übernachten und morgen die Wanderung zu unternehmen, aber für die Nacht finden wir keinen guten Platz und es ist ja noch lange hell und so machen wir uns abeds nach 6 Uhr auf den Weg. Schon nach wenigen Metern hört und sieht man nichts mehr vom Touristenrummel, sondern nur noch das Plätschern der Wasserfälle und eine grandiose Aussicht auf den Fjord. Auf einer Höhe von 600 Metern an einer Biegung öffnet sich der Blick auf einen weiteren Arm des Fjords. Man sieht nur noch Wald, Wasser, Himmel und Fels, keine Spur mehr der Zivilisation. Ein französisches Pärchen, das mit dem Rucksack unterwegs ist, hat hier sein Lager aufgeschlagen. Neidisch auf ihren schönen Platz machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Wohnmobil: Der Preis für diesen Luxus!
Nach der Wanderung fahren wir am selben Abend die Serpentinen hoch Richtung Trollstigen und übernachten bei einer Raststelle. Zwar ist der Blick auf den Geiranger-Fjord ebenso erfreulich, doch am Morgen werden wir von Touristen geweckt.
Geiranger
wasserfall Trollstiegen
Um die Trollstigen zu erreichen, überqueren wir noch einmal einen Fjord mit einer Fähre, bevor wir sanft in das Gebirgstal ansteigen, das zu "einer der schönsten und beeindruckendsten Serpentinenstrassen Europas" führt. Den Namen Trollstigen (Trolltreppen) hat dieser Ort erhalten, weil über diese Serpentinenstrasse die Bergtrolle manchmal ins Tal runtersteigen. Die Bergtrolle sind mürrisch und launisch und nicht selten mehrköpfig. Durch den Bau eines Steintürmchens kann man ihr schlichtes Gemüt besänftigen und so ist die Chance doch recht gross, dass man, ohne mit Felsen beworfen zu werden, die Trollstigen heil runterkommt. Als Schweizer bin ich mich Serpentinenstrassen gewöhnt und auch die 800 Meter sind nicht das Besondere. Ihre Berühmtheit, so meine ich, haben die Trollstigen eher bekommen, auf Grund der von oben wirklich grossartigen Aussicht über die vielen Kehren und, vielleicht noch wichtiger, weil die Begegnungen der Reisebusse mit den weniger geübten Wohnmobilfahrern auf der engen Strasse sicher zu mehr Abenteuern führt als die doch eher seltenen Begegnungen mit den Trollen. Mit meiner kleinen und wendigen APE komme ich zügig an den Staus vorbei und habe daher Zeit, mir die Arbeiten der Strassenbaukunst vom Fussweg aus, den wir nochmals hinaufsteigen, anzuschauen.
Trollstiegen


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Vom Reisekoller und dem Umpacken

Fjord Nach einem Waschtag im Camping unterhalb der Trollwand und dem Verfassen nächster Berichte machen wir uns auf den Weg Richtung Trondheim. Die Strecke ist abwechlungsreich und hübsch. Doch es will keine rechte Stimmung aufkommen. Da wieder ein Fjord und dort wieder eine schöne Aussicht auf das nächste Tal - sind wir zu fest verwöhnt durch die sensationelle Landschaft der letzten Tage? Renata geht es auch nicht besser - wir beide müssen uns zusammenreissen. Die Nacht verbringen wir auf einer Raststätte mit Aussicht auf den 500-sten Fjord. Am Morgen scheint die Sonne nicht nur draussen. Der Reisekoller von gestern ist verflogen und wir geniessen wieder den Tag.
Sonnenuntergang
Nachdem wir das Abendessen, unter einem uns vor dem Regen schützenden Dach eines Picknickplatzes, eingenommen haben, tut sich der Himmel wieder auf und wir geniessen um ein Viertel vor zwölf einen herrlichen Sonnenuntergang am Meer. Wenn wir bald schon mit dem Hurtigrutenschiff von Trondheim zu den Lofoten fahren werden, überqueren wir dabei den nördlichen Polarkreis und sollten eigentlich um diese Jahreszeit die Mitternachtssonne noch sehen können, sofern das Wetter mitspielt.
Die Nacht verbringen wir dann nicht ganz so harmonisch. Gerade am Einschlafen werden wir von pöbelnden Jugendlichen geweckt, die unser Wohnmobil als Rugge - Stein benutzen. An einem solchen, an einem Fluss liegenden Stein sind wir in Südnorwegen vorbei gefahren. Dieser Stein liegt so, dass er sich trotz seiner 70 Tonnen Gewicht von Hand hin und her bewegen lässt....Bis ich ausgestiegen bin, sind die Jugendlichen natürlich schon lange weg gerannt. (Zum Glück, sonst hätte ich mir schlaftrunken auch noch Handlungsstrategien überlegen müssen.) Es ist zwar wieder ruhig ums Auto, aber Schlaf finden wir nicht mehr. Bei jedem unbekannten Ton schrecken wir auf und schauen zum Fenster hinaus. Eine halbe Stunde später, es ist schon 2h morgens, sitze ich wieder in der Fahrerkabine und fahre weiter. Das Navigationssystem scheint mein Problem zu kennen und weist mich in einen kleinen Feldweg. Eine Abzweigung und - auf dem GPS sieht man nur noch eine kurze Stichstrasse mitten ins Meer. Tatsächlich nach 100 Metern sind wir auf einem Wendeplatz umgeben vom Meer.
In Trondheim haben wir viel Zeit. In 4 Tagen bekommen wir Besuch von Freunden aus der Schweiz, die von hier mit dem Rad zu den Lofoten fahren wollen. Sie bringen uns einen weiteren Kolben und Zylinder mit für den Fall, dass wir ihn auf dem Rückweg auch wieder austauschen müssten. Wir verbringen die Zeit auf einem Camping, 13 km westlich von Trondheim. Jeden Tag um 10.30 und 12.30 entsteht Aufregung auf dem Zeltplatz. Ein Teil der Zeltplatzbewohner geht, mit Feldstecher, Fotoapparat und Notizblock bewaffnet zur Mole hinaus. Es braucht eine Weile bis wir begreifen: das Hurtigrutenschiff fährt vorbei, um 10.30 südwärts, um 12.30 nordwärts. So wie in der Schweiz Bilder von allen Lokomotiven gesammelt werden, sammeln hier Touristen Fotos von allen Hurtigrutenschiffen, gesamthaft 15 an der Zahl. Da aber die Schiffe nicht alle gleichzeitig unterwegs sind - einige fahren nur im Winter, andere nur im Sommer - braucht es mehrere Norwegenreisen, um die Sammlung komplett zu bekommen.
Trondheim
Nachtessen Wir widmen uns dem Umpacken. Für die Lofoten müssen wir unseren Luxus hier lassen. Mit unseren Klappfahrrädern beschränken wir uns auf ein Minimum an Material. Ich habe mir einen kleinen Anhänger für einen Rucksack konstruiert. Ausserdem können wir noch 4 kleine Seitentaschen montieren. Neben Zelt, Liegematte, Schlafsack, Kleider usw. kommt nur noch eine kleine Pfanne, mein Handy (PDA), damit ich euch weiterhin Berichte schreiben kann und ein Reiseführer mit.
Ich weiss noch nicht genau, wie die Berichte ausfallen werden, auch für Fotos habe ich nur noch bescheidene Möglichkeiten, aber irgendwie wirds schon gehen. Über diesen Link kommt ihr auf den Lofotenbericht
Sonnenuntergang


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